Der Film "Inception" vs echtes Klarträumen

Wie realistisch ist der Film in Bezug auf echtes Klarträumen? Eine persönliche Einschätzung von mir.

user avatar

Lena Marie Karolin Emme

15. Juli 2025 - vor 7 Stunden Gesellschaft

Achtung: Dieser Artikel enthält Spoiler zum Film

Der Film "Inception" von 2010 hat es geschafft, das eher abstrakte Konzept des Klarträumens ins große Kino zu bringen. 

In dem Film geht es im Grunde um Wirtschaftsspionage durch Klarträumen, mit dem kleinen sci-fi special, dass durch eine spezielle Technologie man auch in die Träume anderer Menschen eindringen kann. 

Für manche mag dieser Film einfach nur ein genialer sci-fi Blockbuster sein, doch Klarträumen gibt es tatsächlich! Mir stellt sich nun die Frage, wie weit der Film tatsächlich der Realität des Klarträumens entspricht. Was ist echt und was von Hollywood dazugedichtet?

Ich berichte hier sowohl aus eigenen Erfahrungen, als auch von Erlebnissen anderer Menschen zu dem Thema. Klarträumen ist eine sehr subjektive Erfahrung, weshalb dieser Artikel keine evidenten Fakten enthält. Versteht es also mehr als eine persönliche Einschätzung meinerseits.

Interessanterweise hat der Film einige signifikante Überschneidungen und bedient sich an echten Konzepten. Deshalb zählt er auch zu meinen Lieblingsfilmen. So etwas Subjektives wie Klarträumen auf die große Kinoleinwand zu bringen ist eine echte Meisterleistung, besonders wenn man selbst einmal einen Klartraum erlebt hat.

Totem

In dem Film haben die Protagonisten jeweils ein eigenes Totem, dass einem als Kontrolle dient, ob man sich in einem Traum befindet oder in der realen Welt. So hat der Hauptcharakter zum Beispiel einen Kreisel, der innerhalb eines Traumes niemals umfällt. 

Dieses Konzept ist sehr vergleichbar mit den sogenannten Reality-Checks, die ein wichtiger Bestandteil des echten Klarträumens sind. Sie dienen in erster Linie als Hilfsmittel, um innerhalb des eigenen Traumes zu erkennen, dass man schläft, um so einen luziden Traum einzuleiten. Eine beliebte Methode ist hierbei z. b. das Zählen der eigenen Finger. In der Realität haben die allermeisten Menschen 5 Finger. Im Traum kann diese Anzahl jedoch variieren, woran man dann erkennt, dass man träumt. Über diese Methode erlernen viele Menschen die Fähigkeit, einen Klartraum erleben zu können.

Auch die in dem Film gestellte Frage von "Wie komme ich hierher?" ist ein effektiver Reality-Check, der auch in der Praxis viel Anwendung findet.

Jede Person, die Klarträumen praktiziert, entwickelt mit der Zeit eine ganz eigene Methode, um möglichst zuverlässig einen Traum zu erkennen. So wird auch im Film erklärt, dass jeder Charakter seinen ganz eigenes Totem für sich schaffen soll.

Der Chemiker

Im Laufe der Geschichte schließt sich ein Chemiker der Truppe an. Dieser hat die Aufgabe, Substanzen zu mischen, die das Träumen vereinfachen und stabilisieren. 

Tatsächlich gibt es einige Medikamente und Substanzen, die das Träumen beeinflussen können. So kann z. b. eine zu große Menge an Muskat die eigenen Träume intensiver erscheinen lassen. Auch gibt es Psychopharmaka, deren Nebenwirkung es ist, die Träume der Patienten zu beeinflussen. Dies kann in manchen Fällen so stark sein, dass Träume länger, intensiver und teils auch verrückter werden. Auch die Wahrscheinlichkeit einen Klartraum zu erleben kann dadurch steigen. Ein bekanntes Beispiel für ein Medikament ist Mirtazapin. Patienten, die dieses Antidepressiva nahmen, berichteten z. b. von starken Albträumen sowie sehr intensiven und gleichzeitig anstrengenden Träumen, was für manche sogar Grund zum Abbruch der Behandlung war.

Realitätsverlust

Die Frau des Protagonisten im Film hatte so einen Realitätsverlust. Um genau dieses Thema dreht sich auch ein Großteil der persönlichen Geschichte des Hauptcharakters. Die Frau hat zu viel Zeit in Träumen verbracht, weshalb sie die Traumwelt nicht mehr verlassen wollte und wohl auch glaube, dies sei ihre tatsächliche Realität. Die Situation wurde durch die namensgebende Inception noch verschlimmert und/oder gar verursacht. 

So ein Realitätsverlust kann einem beim echten Klarträumen auch passieren, wenn auch in einer weniger dramatischen Form wie in dem Film. Hat man zu viele Klarträume, kann es passieren, dass man seinen eigenen Erinnerungen nicht mehr vertraut. Klarträume sind häufig sehr einprägsame Momente, die man anders als "normale" Träume viel länger in Erinnerung behält. Da diese Klarträume einem auch in dem Moment des Erlebens extrem realistisch vorkommen, können diese wie echte Erinnerungen in unserem Kopf verbleiben. Hat man zu viel davon, kann es passieren, dass man nicht mehr zuverlässig einschätzen kann, ob eigene Erinnerungen tatsächliche Erlebnisse sind oder nur Träumen entsprangen. Für die Betroffenen kann dies zu sehr beängstigenden Situationen kommen, wenn man sich beispielsweise mit Freunden über ein Ereignis oder Gespräch unterhält, dass laut deren Aussage niemals stattgefunden hat.

Verändern der Traumwelt

Im Film wird in einigen Szenen damit gespielt, zb. die Umgebung oder physikalische Gesetze zu manipulieren. Es wird uns mit eindrucksvollem CGI gezeigt, wie Paradoxe entstehen oder ein ganzer Stadtteil auf den Kopf gedreht wird. 

So etwas kann man in ähnlicher Form auch selbst in den eigenen Klarträumen durchführen. Zwar braucht man dafür sehr viel Übung und ganz so krass wie in den Szenen aus "Inception" wird es aber nicht sein. 

Ich selbst habe es bisher zum Beispiel nur geschafft, die Farben von Verkehrsschildern zu ändern. Der rote Ring von Geschwindigkeitsbegrenzungen erschien dann Gelb. 

Von anderen Klarträumern habe ich gehört, dass diese die Szenerie komplett verändern können, indem sie durch eine Tür gehen und sich dabei vorstellen, wo sie landen wollen.

So ganz zuverlässig ist das jedoch nicht. Nichts geschieht einfach auf Kommando, es ist mehr eine Sache von Emotionen und Visualisierung. Die einzige, was sich zuverlässig beeinflussen lässt, ist das eigene Verhalten. Doch da hat man einen weitaus größeren Spielraum als in der realen Welt. Magie? Teleportation? Fliegen? Mit etwas Übung geht das.

Leuten sagen, dass es ein Traum ist

Im Regelfall wissen wir nicht, dass wir träumen. So weiß auch in dem Film die Person, in dessen Traum eingestiegen wird, nicht, dass sie träumt. In einigen Szenen macht eine teilnehmende Person die träumende Person darauf aufmerksam, dass sie sich nicht in der realen Welt befinden. Die "Projektionen", also andere imaginäre Menschen innerhalb des Traumes reagieren daraufhin aggressiv.

So ein Verhalten konnte ich noch nicht beim richtigen Klarträumen beobachten. Tatsächlich habe ich schon einmal versucht, einer "Projektion" oder wie ich sie gerne nenne "NPC", gesagt, dass die Welt gerade nicht real ist. Der NPC ist in meinem Traum daraufhin einfach verschwunden und praktisch despawned. 

Interessant, aber weitaus weniger spektakulär als im Film.

Traumsharing

Das zentrale Konzept in "Inception" ist das Traumsharing. Dabei kann man mittels eines technischen Gerätes in die Träume anderer Menschen eintauchen. Hier haben sich die Drehbuchautoren etwas ausgedacht, was zwar im Film funktioniert, in echt aber nicht existiert. Mir ist weder die Existenz so einer Technologie bekannt, noch habe ich von anderen Klarträumern jemals eine plausible Story gehört, wo der Traum zur selben Zeit mit gleichem Ablauf gemeinsam mit anderen erlebt wurde.

 

Nachdem ich selbst einige Klarträume hatte und Erfahrung gesammelt habe, war ich erstaunt, wie "realistisch" der Film doch ist. Einiges ist zwar dazugedichtet, es ist aber trotzdem klar erkennbar, dass sich die Autoren und Regisseure stark am echten Klarträumen orientiert haben.

Es ist eine Sache, das zu wissen, aber eine ganz andere, das mal selbst erlebt zu haben.